Von einer Frühgeburt spricht man, wenn das Kind vor der 37.
Schwangerschaftswoche geboren wurde oder bei der Geburt weniger als
2500g wog. Frühgeburten treten heute mit der gleichen
Häufigkeit auf wie früher. Jedoch sind die Möglichkeiten, ein
Frühgeborenes zu behandeln, um ein Vielfaches besser, als noch vor
wenigen Jahrzehnten. Besonders die sehr kleinen Frühgeborenen mit einem
Geburtsgewicht unter 1500 g profitieren erheblich von den besseren
Behandlungsmethoden. Dies führt in den meisten Ländern zu einer
rückläufigen Sterblichkeit von Frühgeborenen. Vorbeugung Die
Prävention, also Maßnahmen zur Verhinderung von Frühgeburtlichkeit,
besteht in der Aufklärung und Beratung der Schwangeren über die
Veränderungen in der Schwangerschaft sowie eine an den Zustand
angepasste Verhaltensweise. Eine Frau, die über die normalen Vorgänge
während der Schwangerschaft Kenntnis hat, wird eine bessere Möglichkeit
haben, Störungen oder Ungewöhnliches zu erkennen und diese mit ihrem
Arzt oder ihrer Ärztin besprechen. Am Arbeitspatz gelten für
Schwangere bestimmte arbeitsschutzrechtlichen Vorgaben, die durch die
Mutterschutzbestimmungen geregelt sind. So sind beispielsweise
Nachtarbeit und das Heben schwerer Lasten, langes Stehen oder
Fließbandarbeit für schwangere Frauen nicht mehr erlaubt. Aber auch die
hausfrauliche Tätigkeit sowie das Freizeitverhalten müssen
gegebenenfalls bei einer notwendigen Änderung der Lebensführung
berücksichtigt werden. Anzeichen Eine
Frühgeburt kann sich durch bestimmte Anzeichen ankündigen, z. B. durch
vorzeitige Wehen oder durch ein vorzeitiges Platzen der Fruchtblase (Blasensprung).
Eine Frühgeburt kann jedoch auch aus krankheitsbedingtem Grund
ausgelöst werden. Dabei kann es sich sowohl um Ursachen handeln, die im
mütterlichen Organismus begründet liegen als auch um solche, die durch
Fehlentwicklung des Fetus auftreten. In
der Mehrzahl der Fälle spielen aufsteigende Infektionen (vom
mütterlichen Genitaltrakt aufwärts, also Richtung
Muttermund/Gebärmutter) sowie der Zustand der Plazenta eine wesentliche
Rolle. Beides kann Auslöser für vorzeitige Wehen oder einen vorzeitigen
Blasensprung sein. Vorzeitige Wehen, die sich von vermehrten
Kontraktionen durch ihre Wirkung auf den Gebärmutterhals unterscheiden,
können medikamentös unterdrückt werden. Die so genannten Wehenhemmer
(Tokolytika) behandeln jedoch nicht die Ursache der vorzeitigen Wehen.
Durch die gewonnene Zeit kann dem Kind aber die Möglichkeit gegeben
werden, die notwendige Lungenreife noch vor der Geburt zu erlangen
(durch Gabe von Glukokortikoiden). Die Schwangere kann noch rechtzeitig
in ein Perinatalzentrum verlegt werden. Folgen für das frühgeburtliche Kind Die
Grenze zur Lebensfähigkeit ist trotz aller zur Verfügung stehenden
modernsten Techniken zwischen der 23. und 25. Schwangerschaftswoche
erreicht. Bei Kindern die vor der 25. Woche geboren werden, besteht das
Risiko von mäßigen bis schweren Behinderungen. Entscheidend ist bei der
Prognose auch das Gewicht. Kinder mit weniger als 1500g Geburtsgewicht
haben leider ein 200fach erhöhtes Risiko zu sterben, als Kinder mit
einem Gewicht von über 2500g; überlebende Kinder haben ein zu 10mal
höheres Risiko neurologische Schäden davon zu tragen. Auch
Entwicklungsstörungen, Seh- und Hörschäden, Krampfanfälle und
chronische Lungenprobleme treten bei den sehr kleinen Frühgeborenen
häufiger auf. Ein wichtiger Faktor für die Vermeidung von
Lungenproblemen ist die Entwicklung der Lungenreife des Fetus, die im Normalfall um die 24. Woche herum eintritt. Die
Versorgung der Frühgeborenen orientiert sich an einer Stellungnahme,
die von einer Kommission aus Vertretern medizinischer
Fachgesellschaften, einem Moraltheologen und einer Strafrechtlerin
gemeinsam gestaltet wurde. Die nachfolgenden Angaben sind dieser
Empfehlung sinngemäß entnommen: Frühgeburt vor 22 Schwangerschaftswochen Kinder,
die zu dieser Zeit geboren werden, sind nicht lebensfähig. Sie werden
entsprechend ihrer Würde im Sterben betreut. In jedem Fall werden die
Ärzte dazu angehalten, das vorgeburtlich festgestellte
Schwangerschaftsalter mit dem Entwicklungszustand des Kindes zu
vergleichen. Bei einer offensichtlichen Abweichung überdenken die Ärzte
die vor der Geburt getroffene Entscheidung, keine lebenserhaltenden
Maßnahmen zu beginnen. Frühgeburt nach 22 bis 23 Schwangerschaftswochen und 6 Tagen Während
diesem Schwangerschaftsalter steigt die Überlebenschance der Kinder
erheblich von etwa 10 auf 50% an. Andererseits leiden 20-30% der
überlebenden Kinder an schweren körperlichen und geistigen
Behinderungen. Bei den geburtshilflichen Entscheidungen und den
Entscheidungen zur Neugeborenenversorgung werden daher neben den
kindlichen auch die mütterlichen bzw. elterlichen Interessen
berücksichtigt. Frühgeburt nach 24 Schwangerschaftswochen und später Die
Überlebenschancen von Frühgeborenen dieses Alters erreichten Ende der
Neunziger Jahre in Deutschland 60-80%. Bei den geburtshilflichen
Entscheidungen werden neben dem mütterlichen bzw. elterlichen auch die
kindlichen Interessen berücksichtigt. Bei Kindern ohne
lebensbedrohliche Gesundheitsstörungen wird grundsätzlich versucht, die
Lebensfunktionen zu erhalten. Im Hinblick auf das Lebensrecht sind
Frühgeborene dieses Reifegrades Kindern jeden Alters gleichzusetzen.
Ärzte sind dazu angehalten - als Garanten des Kindes - den rechtlichen
und ethischen Geboten zur Lebenserhaltung zu folgen und gegebenenfalls
auch gegen die Wünsche der Eltern zu handeln. Frühgeborene mit angeborenen und bei der Geburt erworbenen Gesundheitsstörungen Bei
Frühgeborenen mit schwersten angeborenen oder bei der Geburt
(perinatal) erworbenen Gesundheitsstörungen, die keine Aussicht auf
Besserung des Zustandes haben, wird von den Ärzten geprüft, ob im
Interesse des Kindes die intensivmedizinischen Maßnahmen eingeschränkt
werden sollten - auch wenn dadurch der Tod vorzeitig eintreten sollte.
Dabei werden der Grad der Beeinträchtigung und die dadurch bedingten
Änderungen der Lebenschance des Kindes berücksichtigt. Wenn
abzusehen ist, dass das Kind sterben wird, werden die Eltern bei der
Sterbebegleitung und der Bestattung des Kindes unterstützt.
Weitere Information:
Fehlgeburt
Quelle: http://www.frauenaerzte-im-netz.de |