Der Kaiserschnitt gehört in den
Geburtskliniken von heute längst zu den Routine-Eingriffen. Immerhin erfolgen inzwischen
etwa 10 - 20% aller Geburten durch Kaiserschnitt. Davon ist ca. die Hälfte vorhersehbar.
Bei einem geplanten Kaiserschnitt, der in der Regel 7-10 Tage vor dem errechneten Termin
erfolgt, wird die schwangere Frau einen Tag vorher in die Klinik eingewiesen und
gründlich untersucht. Zur Vorbereitung gehört auch ein Gespräch mit dem Narkosearzt,
der den Ablauf und die Risiken erklärt. In der Regel wird angeboten, den Kaiserschnitt
mit einer Peridural-Anästhesie (PDA) durchzuführen. Diese Narkosemethode hat den
Vorteil, dass die Geburt bei vollem Bewußtsein miterlebt wird und die Mutter ihr Kind
sofort in die Arme schließen kann. Auch die Erholung für Mutter und Kind verläuft
deutlich schneller als nach einer Vollnarkose.Der
Moment, an dem man dann tags darauf in den OP geführt und für die Narkose vorbereitet
wird, ist für die allermeisten Frauen sicher mit verständlicher Angst verbunden. In der
sterilen Umgebung mit Ärzten und Schwestern in OP-Kitteln wird manch einer werdenden
Mutter erst bewußt, dass eine richtige Operation auf sie zukommt. Hilfreich ist es dann,
wenn der werdende Vater, der heute in der Regel dabei sein darf, Mut macht und die Hand
hält.
Vor der eigentlichen PDA wird mit einer dünnen Kanüle ein
Betäubungsmittel gespritzt, das die Haut unempfindlicher macht. Das ist in etwa
vergleichbar mit einer Spritze beim Zahnarzt oder beim Impfen. Nach diesem kleinen Pieks
merkt man die etwas dickere Nadel zum "Epiduralraum" kaum noch (s. Grafik). Der
vom Narkosearzt anvisierte Epiduralraum liegt vor dem Rückenmark - die Kanüle wird also
nicht direkt ins Rückenmark gesetzt, wie manchmal fälschlich angenommen wird.
Da bis zum Wirkungseintritt der PDA rund 30 Minuten
vergehen können, ist es jedoch nur in einem frühen Geburtsstadium oder bei einem
geplanten Kaiserschnitt möglich, dieses Verfahren anzuwenden. Während die werdende
Mutter auf dem OP-Tisch liegt, wird das Operationsfeld durch ein Tuch abgeschirmt und der
Narkosearzt legt meist an einer Hand noch eine Kanüle für eventuelle weitere Infusionen
und bereitet das Blutdruckmeßgerät für die fortlaufende Überwachung vor. Dabei prüft
er immer wieder, ob die Narkose schon voll eingesetzt hat. Nach einigen Minuten geht es
dann los. Mit einem Querschnitt entlang der Schamhaargrenze (die Haare wurden am Abend
vorher entfernt) wird zunächst die Bauchdecke, dann die darunterliegenden Gewebeschichten
und die Gebärmutter geöffnet. Dann hebt der Arzt das Baby vorsichtig heraus, die
Nabelschnur wird durchtrennt und die Hebamme nimmt das Baby in Empfang. Von dem Schnitt
merkt die Frau überhaupt nichts und schon Minuten später kann sie ihr Kind in den Arm
nehmen.
Überwältigt von diesem Glücksmoment bekommt die Frau von
der weiteren Operation selten noch etwas mit. Während sich Baby und Eltern zum ersten Mal
kennenlernen, vernäht der Arzt die Wunde und legt noch eine Drainage, über die das
Wundsekret abfließen kann. Dieses ist der längste Teil der Operation und nimmt noch
einmal etwa 30 - 45 Minuten in Anspruch. Eine Zeit, die jedoch schnell vergeht, weil die
Eltern so mit dem Neugeborenen beschäftigt sind, dass sie alle Zeit der Welt vergessen.
Anschließend wird die frischgebackene Mutter noch einige Stunden in einem Nebenraum
überwacht. Auch Mütter mit Vollnarkose wachen hier schon nach kurzer Zeit wieder auf und
das Baby kann zum ersten Mal gestillt werden.
Ganz leicht ist das allerdings nicht, denn die vielen
Schläuche behindern das Halten des Babys schon ein wenig. Der Vater oder eine Hebamme
helfen jedoch sicher gern. Nach rund zwei Stunden läßt die PDA nach und die Mutter kann
ihre Beine wieder bewegen. Durch den Tropf können schmerzstillende Mittel verabreicht
werden, wenn es beim Nachlassen der Narkose zu Schmerzen an der OP-Narbe kommt. Diese etwa
10 bis 15cm große Narbe verheilt im weiteren Verlauf übrigens sehr schnell und ist nach
einigen Monaten kaum noch zu sehen.
Die Stunden nach dem Kaiserschnitt, in denen sich der
Körper von der Narkose und der Operation langsam zu erholen beginnt, sind noch mit
schmerzenden Bewegungen und meist auch mit einem gehörigen Maß an Erschöpfung
verbunden. Mit der Hilfe der sehr bemühten Schwestern ( das Baby liegt zwar nebenan im
Bettchen - doch ist man kaum in der Lage, es selbst herauszunehmen ) vergeht aber auch
diese Zeit und am Tag nach der Operation wird man meist schon ermuntert etwas aufzustehen.
Das gelingt jedoch nur kurz und in gebückter Haltung. Der Tropf wird entfernt und man
bekommt endlich etwas zu trinken und zu essen. Danach geht es von Stunde zu Stunde besser
und nach der ersten Dusche könnten die jungen Mütter schon wieder Bäume ausreißen.
Nach weiteren drei bis vier Tagen sind sie dann in der Lage, sich genauso selbständig um
ihr Kind zu kümmern wie Mütter, die eine vaginale Entbindung hatten. Die meisten
Kaiserschnitt-Mütter bleiben rund 10 Tage in der Klinik, manche gehen aber auch schon
früher nach Hause.
Obwohl die Geburt und die Erholung gut verlaufen sind, sind
manche Mütter nach einem Kaiserschnitt enttäuscht. Sie haben das Gefühl, nichts oder zu
wenig geleistet, oder sogar ganz versagt zu haben. Dabei ist auch ein Kaiserschnitt nicht
gerade eine bequeme Methode, ein Kind auf die Welt zu bringen. Die Operation ( und die
Angst davor ) hinter sich zu bringen und erst einmal wieder auf die Beine zu kommen, steht
den Anstrengungen der vaginal gebärenden Frauen nicht nach.
Ob Kaiserschnitt oder vaginale Entbindung - die Mütter
haben alle eine großartige Leistung vollbracht und das eigene Baby ist der schönste
Lohn dafür.
Michaela Müller-Budzinski
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