Yoga für Schwangere
- vor, während und nach der Geburt
Manche meinen, die beste Geburtsvorbereitung bestehe darin, zu singen
und glücklich zu sein, die Geburt zu nehmen, wie sie kommt und auf die
eigene Intuition zu vertrauen. Der Meinung bin ich auch. Aber - ist man
es nicht gewohnt, sich zu bewegen und ist man nicht mit der eigenen
Atmung vertraut, dann kommen die besten Lösungen nicht immer von
selbst, wenn es wirklich darauf ankommt.
Während der Schwangerschaft geschehen viele Veränderungen im Körper
und im psychischen Zustand der Frau. Durch das wachsende Gewicht des
Kindes und die erhöhte Blutmenge im Körper hat die Schwangere das
Bedürfnis nach zusätzlichem körperlichen Training, das den Kreislauf
stimulieren und der Müdigkeit entgegenwirken kann. Sie braucht auch,
Zeit um sich zu vertiefen, das Kind in der Gebärmutter zu spüren, und
zu lernen, ihre eigenen Reaktionen zu akzeptieren und auf ihre eigenen
Wahrnehmungen vertrauen zu können.
Wenn man Yoga bereits vor der Schwangerschaft macht oder rechtzeitig
beginnt, bevor man „groß" wird oder sich schwer „tut", geben die
Yogaübungen Wohlbefinden und helfen wirksam den allgemeinen Beschwerden
vorzubeugen - aber es ist nie zu spät anzufangen. Selbst eine kurze
Zeit mit Yoga kann wirkungsvoll sein und Dir Hilfsmittel geben, die Du
später bei der Geburt gebrauchen kannst.
„Im siebten Monat meiner Schwangerschaft wurde ich so deprimiert
und in einem solchen Grade müde, daß der Alltag zur Plage wurde. Ich
lag die meiste Zeit und bekam allmählich Rückenprobleme als das Kind
größer wurde. Ich weinte beinahe ständig und fürchtete, den Rest der
Schwangerschaft bettlägerig zu sein. Schon nach den ersten Malen, als
ich beim Schwangerschaftsyoga gewesen war, erlebte ich ein stark
erhöhtes Wohlbefinden und zusätzliche Energie. Jetzt bin ich selten
müde, gehe spät ins Bett und wache morgens frisch und ausgeruht auf.
Ich bin wieder froh und freue mich auf die Geburt." (Britta aus Kopenhagen)
Praktische Geburtsvorbereitung mit einem abwechselnden Programm
Ein Yogakurs besteht vor allem aus verschiedenen praktischen Übungen.
Wir beginnen jedes Mal damit, einige Minuten einfach still und mit
geschlossenen Augen auf dem Rücken zu liegen, um zur Ruhe zu kommen.
Dann arbeiten wir den ganzen Körper mit einem Programm von
Körperübungen und -stellungen durch, wobei der Atem oftmals den
Bewegungen folgt. Darauf folgen einige verschiedene Atemübungen, und
zum Schluß eine halbstündige, geleitete Tiefenentspannung, (Yoga
Nidra). Ein Yogakurs besteht vor allem aus verschiedenen praktischen
Übungen. Wir beginnen jedes Mal damit, einige Minuten einfach still und
mit geschlossenen Augen auf dem Rücken zu liegen, um zur Ruhe zu
kommen. Dann arbeiten wir den ganzen Körper mit einem Programm von Körperübungen und -stellungen durch, wobei der Atem oftmals den Bewegungen folgt. Darauf folgen einige verschiedene
Atemübungen, und zum Schluß eine halbstündige, geleitete
Tiefenentspannung, (Yoga Nidra).
Wenn man ein Yogaprogramm macht, das sowohl aus dynamischen Bewegungen
besteht verbunden mit tiefer, ruhiger Atmung, wie auch Stellungen, die
den Körper auf verschiedene Weise strecken, drehen und pressen, so
bleibt kein Körperteil unberührt. Gleichzeitig damit, daß die Muskeln
gestärkt und geschmeidig gemacht werden, stimuliert und berührt man
auch die verschiedenen Organe und Drüsen, und aktiviert u.a. auch die
Verdauung.Wenn man ein Yogaprogramm macht, das sowohl aus dynamischen
Bewegungen besteht verbunden mit tiefer, ruhiger Atmung, wie auch
Stellungen, die den Körper auf verschiedene Weise strecken, drehen und
pressen, so bleibt kein Körperteil unberührt. Gleichzeitig damit, daß
die Muskeln gestärkt und geschmeidig gemacht werden, stimuliert und
berührt man auch die verschiedenen Organe und Drüsen, und aktiviert
u.a. auch die Verdauung.
Venenpumpenübungen, bei denen die Beine, die Füße und Zehen
gestreckt und gebeugt werden, stimulieren die Blutzirkulation und
wirken gegen Krämpfe und Krampfadern in den Beinen. Alle Stellungen, in
denen man das Gewicht des Kindes weg vom Becken bringt, helfen die
meist belasteten Teile im Körper der Schwangeren zu entlasten und
auszuruhen, gleichzeitig damit, daß die Sauerstoffzufuhr für das Kind
steigt: z.B. auf allen Vieren stehen, aufrecht stehen und mit dem
Oberkörper nach vorne hängen, oder Schulterstand und Kopfstand (ja, man
kann tatsächlich viel mehr als man glaubt, auch während der
Schwangerschaft).
Es gibt eine andere Gruppe von Übungen,
Haltungen und
Verschlüsse (Mudra und Bhanda), bei
denen man den Beckenboden kennenlernt und dessen Muskeln trainiert. Man
zieht den Enddarm, die Geschlechtsorgane und den Damm zusammen - jedes
für sich oder gleichzeitig - hält die Spannung eine Weile, und läßt den
Verschluß dann wieder los. Dies wird mehrere Male sehr langsam und
konzentriert wiederholt. Es entspannt und stärkt den Beckenbodenbereich
und hilft auch gegen Hämorrhoiden.
Haltungen und Verschlüsse haben aber nicht nur eine körperliche
Wirkung - sie beseitigen auch psychische Spannungen wie Kopfschmerzen
und Depressionen. Diese Übungen sind nicht nur für Schwangere nützlich,
sondern werden auch als Vorbereitung zur Entspannung oder Meditation
benutzt.
Viele schwangere Frauen entdecken, daß es ihnen schwerer als bisher
fällt, durch die Nase zu atmen. Die Hormonveränderungen beeinflussen
auch die Schleimhäute in der Nase. Hier läßt sich mit der Nasenspülung Abhilfe schaffen. Mit Hilfe einer
besonderen Kanne läßt man lauwarmes Salzwasser durch die Nase laufen,
so daß es durch ein Nasenloch hineinrinnt und durch das andere hinaus
und umgekehrt. Das wirkt erfrischend und hält die Schleimhäute der Nase
sauber und in Balance, so daß die Atmung nicht gehemmt wird, und es
beugt außerdem Erkältungen vor (s. Bindu Nr. 1).
Du kannst Deinem Kind mit Deiner Atmung helfen
Atemübungen geben der Mutter wie dem Kind mehr Sauerstoff und
Energie. Als ich selbst schwanger war, erlebte ich, wie diese Übungen
mir während der ganzen Schwangerschaft mehr Ruhe und Konzentration im
Alltag gaben.
Einer der harmonischsten und schnellst wirkenden Übungen ist die Psychische Atmung.
Der Atem wird „gestreckt", indem er langsam und tief gemacht wird, und
er wird nach Einund Ausatmung für eine kleine Weile angehalten. Das
wird erreicht indem man einen weichen, zischenden Laut hinten im Hals
macht. Dies klingt beinahe wie ein schlafendes Kind (s. Bindu Nr. 2, Quelle der Energie.)
Man hat festgestellt, daß diese Atmung das parasympatische Nervensystem
anregt, so daß man zur Ruhe fällt. Dies ist eine gute tägliche Übung,
sowohl als Entspannung wie auch, um mehr Energie zu bekommen.
Bei meiner Geburt sagte die Hebamme während einer Wehe: „Mache
unbedingt weiter mit dieser tiefen Atmung. Ich kann am Herzton des
Kindes hören, daß es ihm hilft, besonders, wenn es während der Wehen
gepreßt wird". So machte ich weiter und erlebte wie die Psychische
Atmung es mir leichter machte mich zu entspannen - in solch einem Grad,
daß es die Schmerzen beinah zum Verschwinden brachte.
Während der Geburt ist die Psychische Atmung wirkungsvoll zwischen
den Wehen zu gebrauchen, um die Pausen auszunützen und auch während der
Wehen, um sich auf diese Weise „über die Wehenschmerzen hinwegzuheben", wie es eine Gebärende ausdrückte.
In Århus kamen einmal zwei Freundinnen zu einem Yogakurs nach der
Geburt; sie hatten beide großen Nutzen von der Psychischen Atmung
während der Geburt gehabt. Die eine hatte sie während der gesamten
Geburt benutzt - insgesamt acht Stunden lang - weil es so
schmerzlindernd war. Die andere berichtete: „Ich
konnte mich nicht mehr als einige wenige Zentimeter öffnen. Die Wehen
wirkten nicht richtig, und ich wurde immer angespannter und
bekümmerter. Die Hebamme meinte, ich sei zu stramm im Beckenboden und
daß wir uns bald auf eine Geburt mit Kaiserschnitt einstellen sollten.
Da schlug mein Mann vor, daß wir die Psychische Atmung, die wir auf
einem Wochenendkurs gelernt hatten, machen sollten. Schon nach einigen
wenigen Atemzügen entspannte ich mich, und die Geburt entwickelte sich
ganz normal. Jetzt benutzte ich diese Atmung beim Stillen, um mich
selbst und das Kind zu beruhigen."
Jede Atemübung des Yoga hat ihre spezielle Wirkung. Manche reinigen und
erfrischen, andere wirken beruhigend. Alle wirken sie harmonisierend
auf den Blutdruck. Das macht es leichter, Streß oder einen nervösen
Zustand loszulassen und über Müdigkeit und Depression hinwegzukommen.
Entspannung kann gelernt werden
Eine wirkliche Tiefenentspannung gibt Ruhe für Körper und Geist, und
hierdurch kann man auch den Schlaf besser ausnutzen. Während der Ruhe
stellt sich das Nervensystem von sympathischer auf parasympathische
Aktivität um, während der alle Aufbauprozesse im Körper geschehen. Das
kommt beiden zu Gute, der Schwangeren und dem Kind. „Yoga Nidra ist für mich der Höhepunkt des ganzen Tages"
meinen viele werdende Mütter. Hast Du den entspannten Zustand erst
einmal kennengelernt, kannst Du leichter zu ihm zurückzukehren, wenn Du
es brauchst.
In der Yogatradition gibt es verschiedene Entspannungstechniken.
Eine einfache Möglichkeit eine tägliche Entspannung zu Hause zu machen
ist, wenn Du ein Band verwendest - Erlebe Yoga Nidra
von Swami Janakananda enthält zwei Entspannungen, eine kurze zum
beginnen und eine längere und tiefere, wenn Du weiter gehen möchtest.
Die Schulterstellung ist eine der Stellungen, die das Kind drehen
können, wenn es verkehrt in der Gebärmutter liegt, so daß der Kopf nach
unten zeigt. Siehe unten.
„Kurz vor meiner ersten Geburt stellte die Hebamme fest, daß
das Kind völlig verkehrt lag, mit den Beinen nach unten. Wir fuhren ins
Krankenhaus, wo die Ärzte versuchten, es zu drehen, aber ohne Erfolg.
Sie sagten, es sei sehr groß, es sei unmöglich das Kind zu drehen. Sie
bestanden darauf, daß die Geburt durch Kaiserschnitt erfolgen sollte!
Ich war unter enormem Druck von Seiten des Personals, weil ich nicht
die Autorität der Ärzte akzeptierte. Zuletzt verließen wir das
Krankenhaus. Zu Hause begann ich lange und im Laufe des Tages viele
Male in der Schulterstellung zu stehen, und ich machte weiter damit,
als ich spüren konnte, daß etwas in mir geschah. Es war, als ob sich
alles im Inneren gewaltig bewegte. Am nächsten Tag kam die Hebamme, um
mich zu untersuchen, und es fiel mir schwer ihr zu glauben, als sie
sagte, das Kind habe sich herumgedreht. Kurz darauf hatte ich eine
leichte und harmonische Hausgeburt, bei der meine Erfahrungen mit
Pratyahara und Visualisieren mir eine große Hilfe waren." (Anne aus Aalborg)
Das Verhältnis zu Schmerzen
In der Yogatradition gibt es eine Technik, die davon handelt, wie man
sich gegenüber verschiedenen Sinneseindrücken oder Einflüssen verhalten
kann, ohne ihnen zu unterliegen. Diese Methode heißt Pratyahara und sie kann mit großem Nutzen während der Geburt angewandt werden (ausführlich beschrieben in Yoga, Tantra und Meditation im Alltag von Swami Janakananda).
Wohl die meisten erleben Schmerzen in Verbindung mit der Geburt eines
Kindes. Welche Methode man jedoch wählt, um Schmerzen zu ertragen oder
zu lindern, hängt viel von der eigenen Sicherheit ab und wieweit man
sich selbst kennt - und von der Fähigkeit sich entspannen und
konzentrieren zu können.
Bei Pratyahara richtet man seine ganze Aufmerksamkeit auf das, was
„stört" z.B. Schmerz, anstatt zu versuchen es zu vermeiden oder zu
unterdrücken. Du akzeptierst den Schmerz und erlaubst Dir ihn zu
erleben. Hierdurch hört er auf etwas „Gefährliches" zu sein, das Du um
jeden Preis vermeiden willst - indem Du ihn kennenlernst, kannst Du ihn
bewältigen. Und es ist durchaus möglich, daß Du ihn „vergißt".
Wehenschmerzen verschwinden vielleicht nicht ganz, selbst wenn man sich
ihnen gegenüber entspannt, aber die Angst vor dem Schmerz verschwindet
und die Geburt wird ein starkes Erlebnis. Es gibt Frauen, die
beschrieben haben, wie sie in allen Einzelheiten spüren konnten, wie
die Gebärmutter arbeitete. Andere haben beschrieben, wie sie der
Naturkraft oder der Energie, die hinter allem das Leben und die Geburt
steuert, erlauben konnten zu wirken.
Viele Frauen haben während der gesamten Geburt genug Energie und
Überblick, um ihre Kenntnis von den Yogatechniken frei gebrauchen zu
können, so daß diese in der jeweiligen Situation so viel wie möglich
helfen können.
„Danke für alles", sagte eine Frau, die vor der Geburt ihrer Tochter einen Yogakurs besucht hatte. „Es war so schön... aber das allerbeste, war das ‘Brüllen des Löwen’ während der Öffnungsphase zu machen."
Wenn man den Mund öffnet, die Zunge lang heraus streckt, und mit der
gesamten Ausatmung einen offenen, tiefen Laut macht, so wirkt das
automatisch bis hinunter zum Unterleib und Beckenboden. Das kann auf
einem Zusammenspiel zwischen Mund- und Kieferbereich und der Muskulatur
des Beckenbodens beruhen. Mit jeder Wehe gelang es ihr besser und besser „den Schmerz mit Hilfe des Lautes zu kontrollieren"
selbst bei den Wehen, die gewöhnlich am schmerzvollsten sind.Bei der
Geburt meines eigenen Kindes, vor beinahe sechs Jahren, benutzte ich
die meisten Techniken, Stellungen und Atmungen, die ich auf den Kursen
für Schwangere unterrichte. Es war eine stille und ruhige Geburt, und
ich hatte Zeit herumzugehen und mich zu bewegen. Ich saß in der Hocke,
saß oder hing waagerecht mit dem Oberkörper und stand auf allen Vieren
während der Öffnungsphase. Während den letzten, kräftigen
Öffnungswehen, mußte ich wirklich meine Konzentrationsfähigkeit
anwenden, um nicht gegen die Schmerzen anzuspannen. Mir fiel ein altes
tantrisches Gedicht ein, über Hingabe an all die verschiedenen Seiten
des Lebens. „Hingabe, Hingabe, Hingabe..." dachte ich und
erlebte den Schmerz. Ich war Schmerz und Hingabe gleichzeitig. Das war
so intensiv, daß ich weder Zeit noch das Bedürfnis hatte an
irgendwelche schmerzstillenden Mittel zu denken. Es wurde zu einem
starken „Hier-und-Jetzt-Erlebnis".
Sich selbst während der Geburt zu sein
Viele Frauen haben eine etwas rosenrote Vorstellung darüber, wie
natürlich und schön ihre Geburt sein soll. Wenn aber die Wehen erst
einmal richtig beginnen, kann man leicht die Verantwortung dem
Krankenhauspersonal überlassen, wenn man nicht in Form dazu ist, das
durchzuführen, was mein eigentlich gerne will. Auf der anderen Seite
ist eine Geburt keine Sportleistung, bei der die Gebärende „gut" oder
„schlecht" ist. Und sollte etwas Unerwartetes auftauchen, daß die
Geburt sich z.B. hinzieht und das Kind Sauerstoffmangel bekommt, so ist
es ja gut, daß wir all die modernen Möglichkeiten haben, die eine
Geburtsabteilung bieten kann, und nicht zuletzt die Hebammen mit ihrem
Wissen und ihrer Erfahrung.
Yoga während der Schwangerschaft garantiert keine leichte und
problemlose Geburt. Aber ich bin mir sicher, egal welche Art der Geburt
Du wählst, ob im Wasser, stehend oder liegend, Zuhause oder im
Krankenhaus, und egal, wie Deine Geburt verläuft - Yoga gibt Dir Deine
eigenen Erfahrungen und wirkungsvolle „Werkzeuge", um gerade die
Situation, in die Du kommst, zu akzeptieren und bewältigen.
Wieder in Form - auf einem Kurs oder zu Hause
Auf den Kursen nach der Geburt kommen die meisten Mütter zusammen
mit ihren Kindern, die dann abwechselnd schlafen, gestillt werden und
Windeln gewechselt bekommen oder intensiv bei den Yogaübungen
zuschauen. Du kannst zu einem Kurs kommen so bald Du nach der Geburt
Lust und Inspiration dazu verspürst. Einige fangen schon wenige Tage
nach der Geburt an, andere brauchen mehr Zeit um wieder in Gang zu
kommen.
Bist Du zum Schwangerschaftsyoga gegangen, kannst Du dieselben
Übungen zu Hause gebrauchen, auch direkt nach der Geburt. Auch jetzt
ist es wichtig dynamische Bewegungen auszuführen, um die
Blutzirkulation und die Verdauung anzuregen. Und es ist herrlich wieder
auf dem Magen liegen zu können und sich entweder auszuruhen oder die
Stellungen auszuführen, die den Rücken stärken, indem man den
Oberkörper oder die Beine hebt (Kobra, Heuschrecke, Bogen).
Gleichzeitig wird der Bauch gegen den Boden gepreßt, und das regt die
Gebärmutter dazu an, sich schnell wieder zu ihrer normalen Größe
zusammenzuziehen.
Die kräftigeren Bauchmuskelübungen - besonders die, bei denen die
gestreckten Beine gehoben und gesenkt werden - können den Beckenboden
zu stark belasten, mit ihnen ist deshalb am besten zu warten, bis die
Beckenbodenmuskulatur durch die früher erwähnten Mudra (Kontraktionen) wieder ausreichend gestärkt ist.
Sorgt man für ein klein wenig Zeit für Yoga, Entspannung und Meditation
im Alltag kommt das einem selbst zu Gute, der Umgebung und dem Kind -
das eine energische und harmonische Mutter auch zu schätzen weiß.
Die Hebamme Mila Pajovic von der Hebammenzentrale in Århus ist eine
derjenigen, die Yoga für Schwangere konsequent empfehlen. Warum?
Die Frauen werden geschmeidiger und beweglicher, und das hilft ihnen
während der Geburt. Viele Yogastellungen sind auch gut als
Geburtsstellungen, und wenn die Gebärenden es gewohnt sind, sich in
verschiedenen Stellungen zu bewegen, spüren sie leichter, welche am
besten während der Geburt funktionieren. Sie lernen den Atem auf
verschiedene Weise zu gebrauchen, so daß das Kind mehr Sauerstoff
bekommt, sowohl während der Schwangerschaft wie der Geburt. Und einige
Yogastellungen können benutzt werden, um das Kind zu drehen, falls es
verkehrt liegt.
Kannst Du bei der Geburt sehen oder merken, wer zum Yoga gegangen ist?
Ja, in der Regel sind sie besser in der Lage, Schmerzen zu
bewältigen und ihn positiv zu nutzen. Sie sind sicherer, sie haben
gelernt, die Atmung zu nutzen, um ihren Zustand zu beeinflussen und sie
haben die Fähigkeit sich zu entspannen, auch wenn es weh tut. Durch die
Yogatechniken lernen die Frauen ihren Körper, ihre Atmung, und sich
selbst besser kennen.
Was berichten Dir die Schwangeren über ihren Yogakurs, was haben sie davon?
Ich höre meist konkrete Dinge, z.B. daß Yoga bei Rücken- und
Beckenschmerzen geholfen hat, oder daß sie keine Krämpfe in den Beinen
hatten und daß die Verdauung in Gang gekommen ist. Selbst diejenigen
mit einem großen, dicken Bauch können sich körperlich leicht fühlen und
Wohlbefinden spüren. Es scheint auch psychisches Wohlbefinden zu geben,
wenn man sich Zeit zum Yoga nimmt. Die zweieinhalb Stunden, die ein
Yogakurs jedes Mal dauert, werden zu einer Pause von all dem, was man
die ganze Zeit muß. Man vergißt den Streß und genießt es, sich nur um
sich selbst und das Kind kümmern.
Kriyas Geburt
1978 erwarteten Tove und Jan, zwei unserer Yogalehrer aus Stockholm
ein Kind. Sie wünschten wie die meisten anderen die größtmögliche
Harmonie während der Schwangerschaft und waren gut für die Geburt
gerüstet. Mit Sorgfalt praktizierte Tove täglich ihr Kriya Yoga und
führte außerdem gewöhnliche Yogastellungen aus. Die Geburt sollte am
besten so „natürlich" wie möglich vor sich gehen, und gerne zu Hause,
selbst obwohl es damals in Schweden nahezu unmöglich war, Erlaubnis
dazu zu bekommen. Kein Arzt wollte diese Verantwortung auf sich nehmen,
und deshalb wagte sich auch die Hebammen nicht daran.
Die Schwangerschaft verlief planmäßig bis ca. zum siebten Monat. Mit
guter Unterstützung durch Kriya Yoga erlebte Tove ihre Schwangerschaft
mit großer Intensität und mit viel Energie. Dennoch wurde sie bei einer
routinemäßigen 14-tägigen Untersuchung darauf aufmerksam gemacht, daß
die Möglichkeit bestehe, daß das Kind nicht richtig wachse. Das stellte
man durch Messung des Bauchumfangs mit einem Zentimetermaß fest. Ihr
Arzt schlug ihr aus Sicherheitsgründen eine Einlieferung ins
Krankenhaus vor. Dann könne man durch regelmäßige Urinproben die Menge
des Hormons Östrodiol bestimmen, welches mit der Funktionsfähigkeit des
Mutterkuchens zusammenhängt, und gleichzeitig könne sie Ruhe und
Frieden bekommen, falls sie überanstrengt sei.
Das war nicht gerade nach Toves Geschmack, aber sie ließ sich darauf
ein. In der kommenden Zeit hatte sie sich „nach allen Kräften"
auszuruhen. Um zwischendurch ihr Kriya Yoga auszuführen, war sie
gezwungen sich regelrecht davonzustehlen. Davon hatte sie bald die Nase
voll und erkämpfte sich die Zustimmung, ihre Urinproben zu Hause zu
nehmen und sie im Krankenhaus abzuliefern. Als die Ergebnisse der
Urinproben später vorlagen, zeigte sich, daß der Hormonspiegel in
Ordnung war - das Ganze war ein Sturm im Wasserglas gewesen.
Als der Zeitpunkt der Geburt sich näherte, nahmen Tove und Jan an
einem Wochenendseminar für Yogalehrer am Kurszentrum Håå in Småland
teil. Sie wollten das Kind gerne am Kurszentrum zur Welt bringen, in
ländlicher Umgebung und unter guten Freunden, und deshalb hatten sie in
der Nähe einen dänischen Arzt gefunden, der, im Gegensatz zu den
schwedischen Ärzten, nichts dagegen hatte, die Verantwortung für eine
Hausgeburt zu übernehmen falls das Kind am Wochenende kommen sollte
(Hausgeburten sind in Dänemark üblicher als in Schweden). Es gelang
ihnen auch eine Hebamme zu finden, die gerne mit dabei sein wollte,
jedoch unter dem Vorbehalt, daß das Kind am Samstag kommen solle, da
sie an den anderen Tagen keine Zeit habe.
Das Kind kam „selbstverständlich" am Samstag. Im Laufe des
Nachmittags setzten die Wehen langsam ein, und die Hebamme kam gegen 17
Uhr. Nach weiteren drei Stunden, in denen die Gebärende abwechselnd in
der Hocke saß und umher ging, wurde das Kind nach 3-4 Preßwehen
geboren. Für eine Erstgeburt eine ungewöhnlich schnelle und harmonische
Geburt, meinte die Hebamme. Außerdem war alles in Ordnung, sowohl was
Größe wie auch Gewicht anging, Farbe und Elastizität der Haut waren
ideal. Das das Kind keine Probleme gehabt hatte, Nahrung aufzunehmen,
konnte man auch am Mutterkuchen sehen, der gesund und ohne die
geringste Spur von Verkalkung war.
Die Hebamme war so überrascht über die leichte und glückliche
Geburt, das sie aus diesem Grunde beschloß, selbst mit Yoga zu
beginnen. Und die Eltern, die den positiven Einfluß vom Kriya Yoga auf
das Toves Wohlbefinden während der Schwangerschaft und der problemlosen
Geburt bemerkt hatten, gaben ihrer Tochter den Namen Kriya.
Quelle: http://www.yogaimzentrum.de
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